Vollwaschgang an der Wellerbrücke
Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht nur als ehemaliger Leistungssportler privat mit dem Sport verbunden bin, wenngleich auch auf zwei Rädern statt in einem Kajak. Auch beruflich bin ich seit vielen Jahren für eine Agentur im In- und Ausland tätig, die große Sportevents auf der ganzen Welt dokumentiert. Für solche Aufträge ist normalerweise alles perfekt geplant, jeder Fotograf ist akkreditiert und hat zu allen Bereichen uneingeschränkten Zugang. Bei der Adidas-Sickline 2017 stand ich allerdings ausnahmsweise als Zuschauer an der Wellerbrücke in Österreich.
An der Sickline kommt seit Jahren die Weltelite der Kajakfahrer zusammen, um sich auf einem kurzen Stück der Ötztaler Ache gegenseitig nass zu machen. Sportfremde Zuschauer, die auf den laut tosenden Fluss in der Schlucht unter Ihnen blicken, mögen sich zu Recht fragen, warum sich Menschen das freiwillig antun. Und auch ich bin froh, in trockenen Klamotten nur dem Wetter trotzdem zu müssen. Die Ötztaler Ache ist wild und sortiert gnadenlos aus! Das ist auch der Grund, warum es als Zuschauer kaum möglich ist eine Fotoakkreditierung zu bekommen, um Zugang zu den spektakulären Schlüsselstellen zu bekommen. bereit, falls gekenterte Fahrer ihr Kajak nicht aus eigener Kraft wieder aufrichten können.
Ein Verbotsschild braucht es beim Anblick des tosenden Flusses eigentlich nicht.
Als ich für unseren Urlaub im Ötztal packte, griff ich ganz bewusst zum größten Teleobjektiv. Die fotografischen Möglichkeiten schienen angesichts der begrenzten Platzverhältnisse an der Strecke und den Zuschauermassen wenig aussichtsreich, aber ich wollte es wenigstens versuchen. Manchmal mache ich mir einen Spaß daraus und versuche ohne den Druck eines Auftraggebers im Nacken bessere Bilder zu machen, als die der offiziellen Fotografen des Events. Das hilft das Hobby, das man einst zum Beruf gemacht hat wieder zu genießen zu lernen und ist gleichzeitig ein super Training.
Auf der Suche nach der Lücke zwischen den Zuschauern, dem außergewöhnlichen Blickwinkel, oder das angespannte warten auf den richtigen Moment wird manchmal fast zu einer Art meditativen Fotografieren, bei dem ich alles um mich herum vergessen und ganz in die Geschichte eintauchen kann. Manchmal muss man dabei einfach mal ein bisschen frech sein, solange man sich professionell verhält, hat man meistens nichts zu befürchten.
„Das angespannte Warten auf den richtigen Moment wird manchmal fast zu einer Art meditativem Fotografieren.“
Während der Trainingsläufe testete ich verschiedene Perspektiven und beobachtete viel. Wann spritzt das Wasser in welche Richtung, wo werden die Fahrer von den Wellen verschluckt, wo setzt das Licht Highlight auf dem Wasser und wann muss ich abdrücken, um einen Fahrer im perfekten Moment zu erwischen. Es ist immer der gleiche Ablauf, aber erst das bewusste Beobachten schafft Möglichkeiten für Bilder, die man zuvor gar nicht gesehen hat. In diesem Sinne, the line is sick, but the pictures are great!